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Strukturale Theologie

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1. Einführung

Strukturale Theologie versteht sich als sozialkritische Theologie in der Tradition der Befreiungstheologie und linker, kritischer Theorien. Dabei betont strukturale Theologie strukturale, gesellschaftliche und politische Zusammenhänge vor subjektivistisch-individualistischen Kategorien und bezieht in diesem Rahmen Methoden in ihre theologische Analyse und Theoriebildung mit ein, die von anderen strukturalen Disziplinen (z.B. Soziologie, Sozialphilosophie, Kultur- und Politikwissenschaften) übernommen werden, z.B.:

  • Ökonomiekritik in der Tradition von Karl Marx und linker Ökonomietraditionen: Aufgrund der spezifischen Situation Lateinamerikas (sozioökonomische Ausbeutung und Unterdrückung) hat die Befreiungstheologie bereits seit ihren Anfängen die Ökonomiekritik von Karl Marx methodisch rezipiert, d.h. sie zieht dieses ökonomiekritische Denken heran, um die Zusammenhänge und Gründe für sozioökonomische Ausbeutung analysieren und verändern zu können.
  • Postmarxismus: …
  • kritische Gender-Theorien: Vor dem Hintergrund der immer noch bestehenden machistischen Unterdrückung von Frauen und anderen Gender-Identitäten muss die Befreiungstheologie auch solche Gender-Theorien heranziehen, die kritisch die gender-basierten Macht- und Herrschaftsverhältnisse in allen Teilen der Gesellschaft analysiert und zu verändern versucht. Eine Gender-Theorie, die in dieser Hinsicht für eine befreiungstheologische Rezeption in Frage kommt, ist etwa Judith Butlers (de-)konstruktivistische Theorie von Gender als performativer Praxis.
  • Intersektionalismus: In diesem Zusammenhang ist auch das Konzept des Intersektionalismus, also die Verschränkung, Überlagung oder Überschneidung von Diskriminierungs-, Ausbeutungs- und Unterdrückungsfaktoren von Bedeutung.
  • Dekolonialität und Postkolonialismus: Der Dekolonialismus bzw. das Konzept der Dekolonialität wendet sich gegen eine Fortdauernde »Kolonialität«. Begriffe wie »Kolonialismus« oder »Kolonialisierung« beziehen sich auf einen formalen, d.h. direkt erkennbaren Zustand, direkt abhängige Kolonie zu sein. Auch wenn dieser Zustand formal zu Ende ist, können bestimmte Herrschaftsformen (epistemologischer, ideologischer, logischer, metaphysischer usw. Art) weiter fortbestehen, z.B. kann die ehemalige kolonialherrschaftliche Kultur in der ehemaligen Kolonie immer noch maßgeblich sein und darüber unterbewusst bestimmen, wie eine Gesellschaft formiert ist. Das Konzept der Dekolonialität dekonstruiert solche Formen und versucht sie zu eliminieren.

2. Medien

3. Bibliographie

3.1. Klassiker

  • Gutiérrez, Gustavo: Theologie der Befreiung [1971/1988] (= Welt der Theologie), Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 10. Auflage 1992 [9783786715733].
  • Ellacuría, Ignacio / Sobrino, Jon (Hg.): Mysterium Liberationis. Grundbegriffe der Theologie der Befreiung, 2. Bde., Edition Exodus: Luzern 1995f. [Bd. 1: 3-905575-98-1; Bd. 2: 3-905575-99-X].
  • Ellacuría, Ignacio: Eine Kirche der Armen. Für ein prophetisches Christentum (= Theologie der Dritten Welt 40), Freiburg i.Br. 2011.
  • Dussel, Enrique: Ethik der Gemeinschaft (= Bibliothek Theologie der Befreiung), Düsseldorf 1988 [3491777151].
  • Boff, Leonardo / Boff, Clodovis: Wie treibt man Theologie der Befreiung? [1986], Patmos: Düsseldorf, 4. Auflage 1990 [3-491-77653-8].

3.2. Neuere

  • Kern, Bruno: Theologie der Befreiung (= UTB 4027), Francke: Tübingen/Basel 2013 [9783825240271].
  • Eigenmann, Urs et al. (Hg.): Der himmlische Kern des Irdischen. Das Christentum als pauperozentrischer Humanismus der Praxis, Edition Exodus / Edition itp-Kompass: Luzern/Münster 2019 [978-3-9819845-0-7].

3.3. Befreiungstheologie und Marx

  • Ramminger, Michael / Segbers, Franz (Hg.): »Alle Verhältnisse umzuwerfen … und die Mächtigen vom Thron zu stürzen«. Das gemeinsame Erbe von Christen und Marx, Rosa-Luxemburg-Stiftung, VSA: Hamburg 2018 [978-3-89965-790-6].